Mein Designprozess beginnt immer gleich. Ich schaue mir am liebsten Tausende Fotos und Strickmuster an, am liebsten solche, die nicht aktuell sind. Ich habe einen riesigen Stapel Strickhefte von meiner Grossmutter geerbt aus den 50er bis in die 80er Jahre. Zuerst fand ich ganz viele Fotos, wie die Mütze auf keinen Fall aussehen soll, das hilft auch. Und dann bin ich tatsächlich auf ein sehr interessantes Abnahmemuster gestossen, das wie eine Blüte oder ein Stern aussieht. Sehr schön, aber unglaublich kompliziert beschrieben. Diese alten Strickanleitungen waren lange Zeit das abschreckendste am Stricken. Dabei sind Strickanleitungen von Strickdesignern heute wirklich einfach geschrieben mit erklärenden Videos. Ich versuchte, die Abnahme für meine Mütze auszurechnen. Strickmuster berechnen ist höhere und vor allem angewandte Mathematik! Als ich die Abnahme dann wirklich schaffte, sah sie natürlich nochmals völlig anders aus. Aber ich bin auf jeden Fall sehr zufrieden damit.
Die gefärbte Wolle von Kafi lässt sich sehr gut verstricken! Diese vielen schönen Farben bringen einfach gute Laune beim Lisme und es ist eine schöne Überraschung, wie die Wolle dann am gestrickten Stück aussieht. Als Tipp, die Maschenprobe unbedingt waschen und spannen. Ich habe zwar eine Maschenprobe gemacht, war dann aber zu faul, sie zu waschen und zu spannen. Und weil ich ja die Wolle testgestrickt habe, wollte ich natürlich das ganze Programm testen. Also auch, wie sie sich in der Wäsche verhält. Es lohnt sich, ein teures natürliches Wollwaschmittel zu kaufen, die Wolle bleibt flauschiger (und Perwoll zählt nicht). Auch nach der 30 Grad Wäsche ist die Farbe noch genau gleich schön wie vorher! Nur wird Gestricktes (wenn es nicht verfilzt) beim Waschen immer etwas grösser, so dass meine perfekte Mütze etwas gewachsen und ein bisschen zu gross geworden ist. Auch hier meine Empfehlung, für Mützen lieber dünnere Nadeln verwenden, auch wenn es etwas länger dauert.
So viele Dinge habe ich beim Stricken dieser Mütze gelernt und das allerwichtigste, ich habe gewagt, meine erste Mütze selbst zu entwerfen. Danke Kafi, ohne deinen Schubs hätte ich mich nicht getraut und demnächst folgt der erste Pulli mit eigenem Design. Ich habe das Strickpaket MARSHMALLOW to die for… von Kafi ergattert…
]]>Dann halt nicht Auto fahren. Aber was denn dann?
Stricken!
Stricken beruhigt total. Die immer gleichen Bewegungen und die Kombination von rechts und links haben nachweislich den gleichen Effekt wie eine Meditations Session. Dieses beiläufige Fokussieren auf etwas, das man mit den eigenen Händen erschafft, lenkt von Gedankenspiralen ab und kann damit sogar Ängste reduzieren, in die man sich gern mal reinschraubt. Beim Stricken sind so viele verschiedene Hirnareale aktiv und gleichzeitig baut es Spannung ab, nicht wie das Scrollen in den sozialen Medien, was uns gern innerlich zur Weissglut treibt. Als Resultat davon senkt sich der Blutdruck und man kommt in eine wohltuende Entschleunigung. Unsere Hände sind den ganzen Tag mit Tippen und Scrollen beschäftigt und mit diesen Bewegungen verbindet unser Hirn gern Stress und Frustration. Kein Wunder also dass Stricken nicht nur glücklich macht, sondern sogar Gelenkprobleme mindern kann.
In meiner Kindheit ging stricken mit kratziger Wolle und einer uralten strengen Handarbeitslehrerin einher, der ständig die Nase lief. Es hatte null und nichts Lustvolles an sich. Erst als ich schwanger war und mit den beiden blauen Streifen auf dem Test ein unbändiger Nestbautrieb Besitz von mir nahm, eroberte ich mir das Handwerk zurück. Mein Kind musste solange in handgestrickten Pullovern herumlaufen, bis es die sprachliche Fähigkeit erworben hatte, mir damit zu drohen, sich zur Adoption freizugeben.
Seither stricke ich hauptsächlich für mich. Socken, die ich in der Handsgi hasste, weil die klassische Ferse ein Scheissteil ist, liebe ich, seit ich die Bumerang-Ferse entdeckt habe, und überhaupt kann man sich auf Youtube alles erklären lassen, was man wissen muss, wofür ich das digitale Zeitalter sehr heiss liebe.
Ich werde hier zwischendurch übers Stricken und meine selbstgefärbten Garne schreiben und manchmal kommen auch andere zu Wort, wie zum Beispiel Maude Vuilleumier, die eine begeisterte Strickerin ist und aus der Kaficandy Wolle eine wunderschöne Mütze gestrickt hat...